zeitis[t!]

23. August 2023 geschrieben von Roland

Gasflaschenodyssee

Alles begann vor vielen Jahren (mehr als 10) mit der Pfandleihe einer 11 kg Propangasflasche (blau, mit Firmenlogo) bei dem nahegelegenen Baumarkt.

Das Problem entstand in der Tat durch Sparsamkeit, denn uns war es nicht gelungen 11 kg Propangas innerhalb von maximal 10 Jahren zu verbrauchen. Schätzungen zufolge waren etwas mehr als 11 Jahre vergangen, bis die letzte Grillaktion die Flasche leerte.

Kein Problem, dachte ich, ab zum Baumarkt und die Flasche tauschen gegen eine neue (ist ja eine Pfandflasche).

Weit gefehlt!

Was war passiert: Kurz nach der Ausleihe der Flasche hat der Baumarkt den Anbieter gewechselt. Da begann eine wohl etwa 10-jährige Übergangsfrist in der der neue Anbieter auch die Flaschen des alten Anbieters entgegennahm und bei dem alten Anbieter abgab. Auf diese Weise wurden vermutlich [fast] alle Gasflaschen im Lauf der Zeit auf den neuen Anbieter umgestellt.

Aber mindestens [m]eine hat das Verfahren nicht erwischt. Pech für mich. Hätte ich doch mal mehr Würstchen gegrillt (zugegeben ich bin am Grill eher faul).

Auch der Baumarkt hatte keinen Tipp wie es weiter gehen könnte.

Ich wandte mich per Mail an die Firma von der die Pfandgasflasche kam und bekam zunächst zwei Firmen genannt, die die Flasche entgegen nehmen könnten (das 't' ist wichtig).

Firma Nr. 1 winkte am Telefon gleich ab. Sie wären selbst nur Endverbraucher. Ich habe es später dennoch vor Ort versucht, als ich nur noch Abgabe im Sinn hatte, aber auch das klappte nicht.

Zu Firma Nr. 2 bin ich hingefahren, nachdem die telefonische Auskunft war, dass sie Flaschen tauschen, aber meine Flasche hatte die 'falsche' Farbe. Offenbar gab es in der Zwischenzeit auch noch einen Designwechsel in der Lackierung. Die Befürchtung war, dass sie die Flasche nicht los bekommen und selbst darauf sitzen bleiben. Aber ich bekam einen Tipp mich an Firma Nr. 3 wenden zu können.

Ab zu Firma Nr. 3! Bei Firma Nr. 3 kannten sie meinen Ansprechpartner beim Abfüller. Ich schöpfte Hoffnung, aber auch hier machte mir die Angst einen Strich durch die Rechnung. Sie würden die Flasche nehmen, dann ginge diese ins Zentrallager. Da man dort die blaue Flasche mutmaßlich ablehnen würde, käme diese wieder zurück und dann würden sie darauf sitzen bleiben.

Ich hatte Mitleid, wusste ich doch wie unbequem das 'Sitzen' auf der Flasche war.

Bei Firma Nr. 3 bekam ich den Tipp es beim Wertstoffhof zu probieren. Wir waren aus der Phase des Pfandvorgangs in die Phase der zweckmäßigen Entsorgung fast nahtlos übergegangen.

Habe ich gemacht: Fehlanzeige! Die nehmen das Ding nicht. Dabei ist die Flasche nach meinem bescheidenen Dafürhalten voll einsatzfähig und sehr wohl ein 'Wertstoff'.

Dort wurde ich an Firma Nr. 4 verwiesen, groß, börsennotiert. Ich hatte sehr ernsthafte Zweifel, das die sich für mein Gasflaschenproblem interessieren und habe das gar nicht erst versucht.

Auf dem Nachhauseweg habe ich über meine verbleibenden Möglichkeiten nachgedacht. Zuhause habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt daraus einen Terrassenofen zu basteln (ja, es gibt nachvollziehbare Anleitungen im Internet dazu), habe diesen Gedanken dann aber doch verworfen. Was will ich mit einem Terrassenofen, ich habe ja schon einen Grill, den ich kaum nutze.

Dann habe ich erneut Kontakt mit dem sehr netten Herrn aufgenommen, der mir schon davor versuchte weiter zu helfen und ihn gebeten die Rücknahme vom Ziel aus so vorzubereiten, dass die Kette Bescheid weiß, damit ich nicht erneut vor skeptischen Menschen stehe und erfolglos abziehen muss.

Gestern war der große Tag. Ich fuhr zu einer Firma Nr. 5, die ich vom Außendienstmitarbeiter des Gasabfüllers genannt bekommen hatte. Ich habe vorher angerufen, um sicher zu gehen, dass ich nicht wieder unverrichteter Dinge abziehen muss. Am Telefon hörte es sich so an als wäre das nun die letzte Station.

Als ich ankam, bin ich erst einmal ohne Flasche rein. Der Chef wunderte sich, das ich die Flasche nur los werden wollte. Ich wiederum wunderte mich, dass ich nun auch tauschen könnte. Er kam mit zum Auto und schaute sich die Flasche an.

Zitat: "Ich habe noch nie eine blaue Gasflasche gesehen!"

Ich fragte ihn, ob er den Außendienstmitarbeiter denn kenne mit dem ich in Kontakt stand. Das war der Schlüssel. Den kannte er und war bereit den anzurufen.

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Flasche durfte stehen bleiben und ich bin von ihr befreit. Keine Pfanderstattung, aber auch kein Problem mehr.

Und als nächstes hole ich mir eine graue sogenannte Eigentumsflasche. Die kann man offenbar an viel mehr Stellen gegen eine neue tauschen, offenbar europaweit und deshalb wird die von Campern gerne verwendet.

Wenn ich die mal loswerden möchte, verschenke ich sie im Extremfall an einen Neucamper oder ich bastele doch noch einen Terrassenofen.

Was mich sehr irritiert: Mit dem Gasabfüller, dem Baumarkt und dem Wertstoffhof waren an diesem aus meiner Sicht einfachen Vorgang 7(!) Firmen beteiligt, wenn ich die börsennotierte Firma nicht mitrechne, weil ich die ja nicht mit einbezogen habe. Trotzdem ging das nun über sehr lange Zeit und wurde äußerst anstrengend.

Wohlgemerkt keine Behörden, keine Bürokratie auf die aus der Wirtschaft ja gerne geschimpft wird und dennoch zäh, wie Gummi.

Ich glaube, auch ohne Bürokratie gibt es da noch viel Luft nach oben unter deutschen Firmendächern.

Das Gasflaschenpfandsystem ist - meiner Meinung - eine Mogelpackung und scheitert an den proprietären Ideen der einzelnen Firmen. Hier steht nicht der Kunde im Mittelpunkt.

Schlusspointe: Von dem Baumarkt habe ich eine zweite Gaspfandflasche in orange (der neue Gaspartner). Das Gas in der Flasche werde ich nun zügig verbrauchen und die Flasche schnellstmöglich dem Pfandsystem zuführen, um nicht erneut auf eine Gasflaschenodyssee zu müssen.

Einmal reicht für [m]ein Menschenleben.

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